SZENE-WIRT STEIGT IN DIE UNTERWELT

Von den gängigen Köln-Krimis hat Südstadt-Wirt Rich Schwab (43) „endgültig die Nase voll“. Vernichtende Kritik des Szene-Kneipiers (nullzwei): „Man nehme einen Stadtplan, einen Kneipenführer für Erstsemester und drapiere drumherum eine albern-hausbackene Kriminalgeschichte.“ Nichts für ihn. Deshalb hat er jetzt selbst einen geschrieben …

Damals …

DIE DEUTSCHEN STONES – nur klüger …

Rainer Jogschies in SOUNDS

über die Schroeder Roadshow, 1981

(Ich sag doch, früher war alles besser!)

Live in Dortmund, 2009. foto: murat kayi (?)

Später …

SEHNSUCHT oder THOSE WERE THE DAYS, MY FRIEND

Jeden Nachmittag Punkt 16 Uhr wurde auf der Buchmesse in Frankfurt ein Fässchen Kölsch angezapft – am Stand des Volksblatt-Verlags. Samstag und Sonntag gab´s dazu selbstgemachten Apfelkorn: 1/3 Korn, 2/3 Apfelsaft, ein kräftiger Schuss Rum, ein Schuss Cointreau, ein Schuss Calvados, angerührt in Zehn-Liter-Plastikkanistern vom Autor des neuen, bislang erfolgreichsten Buch des Verlags, Nie wieder Apfelkorn.

Da stand der schweigende Dichter Rich Schwab, schenkte aus und trank, knurrte ein paar Worte zu seinem Buch, aber etwa so bereitwillig wie Chandler, der auf die Frage eines Verlegers, aus welchen Motiven denn die Schurken in seinem Roman so und so gehandelt hätten, gebellt haben soll: „Woher, zum Teufel, soll ich das wissen, warum lesen Sie nicht das verdammte Buch?“ …

Sein Protagonist Büb Klütsch ähnelt ihm auch darin, und wie Schwab liebt er das Leben, den Alkohol und die Frauen, macht aber kein großes Aufheben darum. Das Wichtigste bei allem ist sowieso der gute alte Rock´n´Roll, und den hat man oder man hat ihn nicht – Andrew Vachss hat ihn, Charles Bukowski hat ihn, Rich Schwab hat ihn.

Rich ist Wirt in Köln. Szenewirt, wie man so sagt. Rich macht seine Kneipe eisern um ein Uhr zu und geht dann seinerseits in andern Szenekneipen so zwanzig, dreißig Bierchen trinken. Rich ist ein Wirt, bei dem man etwa drei Jahre tüchtig trinken muss, ehe man das erste fahrige Lächeln erntet, dann ist es aber auch gut und die Freundschaft steht. Rich ist außerdem Bassist der legendären Schroeder Roadshow, die seit vielen Jahren jährlich ein endgültiges Abschiedskonzert gibt, von rund 5000 Fans besucht, die jeden Ton mitheulen können. Zu diesen Anlässen trägt Rich eine Irokesenperücke, sonst ist das Haar eher auf dem Oberkopf nicht mehr da, dafür im Nacken etwas länger.

Rich Schwab liest gerne Krimis und ärgert sich, wie blöde sie ihm oft daherkommen. Also hat er sich hingesetzt und selbst einen geschrieben. Er heißt Nie wieder Apfelkorn, und wenn man zu lesen anfängt, geht es einem wie mit Apfelkorn: man kann nicht mehr aufhören. Das Gute ist aber: der Kopf bleibt klar. Als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan als erzählen, er, der schweigsamste aller Wirte, dem in drei Stunden gerade mal ein „Wie isses?“ zu entlocken ist, er erzählt mit blitzgescheiter und witziger Eloquenz, setzt immer noch eine bessere Beobachtung auf eine eh schon gute oben drauf, und man schnappt nach Luft vor Lachen und auch vor Entsetzen, weil es gar so zugeht.

Da wird gesoffen, gevögelt und gemordet, dass es kracht, und dem Autor gelingt das unglaubliche Kunststück, nicht ins Verherrlichen und in schmierige schiefe Töne zu verfallen: er liebt die Frauen, das Buch knistert erotisch vor sich hin, hier ist kein Rammler á la Konstantin Wecker am Werk, sondern einer, der guckt, was er bei seinem Bauch kriegen kann und dann versucht, die Mädels auch glücklich zu machen. Das Saufen ist eher ein Akt der Verzweiflung, um nicht alles so grell genau mitzukriegen, was sich in den Schmuddelecken des Lebens abspielt, und das Morden ist anscheinend üblich in einer Gruppe von Zuhältern, Musikmafia und gekauften Killern, in die der Held Büb Klütsch durch Zufall gerät. Da wird nichts verherrlicht, nicht der Dr.Dr.Dörmann aus dem hessischen Musikbusiness, der uns so verdammt bekannt vorkommt – isser das? na sicher isser das –, und nicht die Killer. Angewidert ist Klütsch und will hier nur sein Mädchen raushauen und wieder in Ruhe hinter der Theke stehen.

Der Roman kommt rauh und heiser in ruppiger Gangart daher wie ein Song von Van Morrison, nicht zimperlich, und doch schwingt Sehnsucht mit, Liebe, Romantik. Alles versteckt unter einem rüden Umgangston und rauhen Manieren. Die Geschichte spielt in den 70er Jahren und führt in die verlogene Welt des Musikgeschäfts, in die Studios gewisser Herren wie die des Dr.Dr.Dietmar Dörmann. Reich und abgewichst, pervers und halbkriminell singt Herr Dr.Dr. auch engagierte Lieder für die Kleinen unter dem entzückenden Pseudonym Sterntaler. Auf der anderen Seite steht Penner´s Radio mit den Auftritten in der Provinz, dem Rock’n’Roll in WGs und Hinterzimmern, nicht zerstörbar durch Geschäftemacher à la Dörmann …

Schwab bringt es fertig, Gewalt zu beschreiben, ohne auf ihre Seite zu rutschen. Er hat keinen Spaß an Typen, die aussehen wie rohes Rindfleisch mit Mörderpranken – aber er kann sie beschreiben – mit sprödem Witz und glasklarer Ironie, lakonisch, schnell, böse. Those were the days, my friend, und es waren keine guten Zeiten, aber Klütsch ist auf der richtigen Seite geblieben. Schwab auch. Er hat wie aus dem linken Handgelenk dieses erste Buch hingeworfen … er trifft den richtigen Ton, das, was aus einem Buch ein gutes Buch macht: Es stimmt. Der Klang stimmt, der Rhythmus stimmt, es ist ein Buch wie ein guter Rocksong, wie die Songs, die Schwab schreibt, so wie er Bass spielt … Da stimmt jeder Ton und wummt durch den Bauch hindurch direkt in die Seele … Wach, schnell, komisch – ein gelungener Einstand, geraderaus erzählt wie klares Wasser, und hinterher merkt man: das ist Feuerwasser gewesen!

In Köln, wo Rich seine Kneipe hat, entwickelt sich Nie wieder Apfelkorn schon zum Kultbuch, ich empfehle es aber weit über Köln hinaus. Vielleicht vorsichtshalber nie wieder Apfelkorn. Aber immer wieder Rich Schwab.

Elke Heidenreich, Radio Bremen & SWF 3, 9/92 und TEMPO, 1/93

HEUTE BLEIBT DIE GLOTZE AUS,

denn hier ist ein Buch, das Sie lesen müssen … dieser Roman aus dem, aber gewiss doch, völlig überzeichneten Kölner Milieu ist unanständig und unanständig spannend. Schwab schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist: locker, flott, kein Spruch, der nicht passte…da geht die Musik ab … das ist nicht gerade Casablanca-Atmosphäre, eher Chicago …transportiert in das Köln von heute, nahtlos, bruchlos – einfach gekonnt … dieser Roman ist grandios.

E.-J. Wahlberg, WDR 5, 3/93

DER EINSTIGE BASSIST der Schröder Roadshow – heute Romanautor, Liedermacher und Südstadt-Kneipenwirt – hat gerade ein Album mit alten Soloaufnahmen veröffentlicht. Den Promotext schreibt Frau Heidenreich (sic!) und kommt dabei zu der Erkenntnis: „Angesichts der Teenieschwemme kommen ja unsere grauen Helden zum Glück wieder aus der Versenkung und retten uns.“ Wir sehen uns beim nächsten Backstreet-Boys-Konzert.

StadtRevue, Mai ´98

… und wie um zu vermeiden, dass sein Köln-Krimi einem weiteren Stadtführer für Wochenend-Touristen ähnelt, spielt die Story im Jahr 1976 … Witzig, kenntnisreich und spannend geschriebene Einblicke in Tourneefeeling und Studiostress, Kneipenalltag und Alkoholalbträume. Harte Action und knisternde Erotik scheuchen den Leser durch die Story … Es geht zur Sache – aber es darf auch gelacht werden.

Georg Isaac, EXPRESS, 18.08.1992

AUCH OHNE SCHROEDER ROADSHOW wäre er wohl zum Original geworden, dank seiner stadtbekannten, exzessiven Eskapaden … was er zu Papier gebracht hat, ist mehr als banale Wirte-Prosa. Da hat sich augenscheinlich keiner per Fernstudium „in die Geheimnisse der Schreibkunst“ einweihen lassen und danach den peinlichen Versuch unternommen, Hilflosigkeiten als Literatur zu verkaufen. Offenbar ist er ein Naturtalent … Stilistisch in der Nähe von Hubert Selby, gelingt es Schwab auf seine Weise ein Outcast-Szenario mit prägnanten atmosphärischen Schilderungen zu zeichnen, das gelegentlich an Intensität schwer zu überbieten ist …

Spaß in Köln, 5/93

HIER WEISS EINER GENAU, wovon er schreibt, und er tut es spannend, witzig und traurig zugleich. „Jede Menge Apfelkorn“ ist ein Kölner Krimi, der sich traumhaft sicher in den Schnittstellen von Unterwelt, Subproletariat und Szene bewegt …alle Typen wirken, trotz ihres überdrehten Profils, direkt dem wahren Leben entsprungen. Schwab gehört anscheinend zu den letzten Krimiautoren, die ihren Stoff noch von der Straße beziehen …

Allegra, 2/96

MÖCHTE EUCH NOCH UNBEDINGT DIESES BUCH EMPFEHLEN: Nie wieder Apfelkorn! Ein amtlicher Rock´n´Roll-Roman und das aus Deutschland, genauer gesagt aus Köln! Rich Schwab, Mitglied und Mitautor der legendären Schroeder Roadshow, der neben Ton Steine Scherben wohl wichtigsten deutschsprachigen Band vergangener Tage, schrieb eine völlig abgedrehte Entführungsgeschichte …eine wahnsinnige Odyssee durch die Unterwelt … Um alles in einer Nacht durchzulesen, empfehle ich 2 Flaschen Apfelkorn, 2 Packungen Tabak, einen großen Aschenbecher und alle Schroeder Roadshow-Platten.

kay, UNDERGROUND, Berlin 7/96

PLATTEN AUS KÖLN: Rich Schwab: Lieb doch einfach mich, Capriola/EFA.

Die Szene in der Südstadt-Kneipe „nullzwei“ schwankt zwischen nervtötendem Kölschrock und sympathischer Liedermacherei. Kneipier Rich Schwab hat Anfang der Achtziger selbst zwei LPs mit Folkrock veröffentlicht, die jetzt auf einer CD versammelt wurden. Offenbar verstand es Schwab, weit mehr Gefühl in Verse und Komposition zu legen als Wolfgang Niedecken seinerzeit. Eine ungerechte Welt, in der dessen Kapelle zu Stadionrockern avancierte und Schwab in der Südstadt hocken blieb. Aber so ist das nun mal mit den wahren Liedermachern.

Prinz, Mai ´98

IM JAHRE 1992 WAR Nie Wieder Apfelkorn in Köln der Renner. Büb Klütsch, der wilde Musiker, musizierte und prügelte sich mit seinem Freund Twiggy durch Köln und Umgebung. Ein literarischer Erfolg, der nun, gelesen vom Autor, als CD jeder Hörerin und natürlich auch jedem Hörer noch einmal Köln bietet, samt einer brutalen Erpresser- und Entführungsgeschichte. Rich Schwab ist dabei der beste Interpret seiner Romanfiguren. Seine versoffen-heisere Stimme lässt in keiner der mehr als 210 CD Minuten Langeweile aufkommen. Nur wer "kölsche Tön" nicht mag und nicht versteht, sollte die Ohren von diesen drei CDs lassen. Für alle anderen ist dies fast so gut wie BAPs gesammelte Werke. Nein – manchmal viel besser! Die Musik – natürlich von Schwab selbst – passt!

Dieter Braeg, Stadtmagazin Krefeld/Mönchengladbach 02/02

Kölscher Kriminal Klüngel von damals …

Sachen mer et ma so: Büb Klütsch ist ein typischer Kölner "Asi mit Niveau", wie er im Buche steht. Mehrheitlich besoffen, aber trotzdem mit Schlag bei den Frauen, trommelt er sich eher schlecht als recht mit seiner wenig Erfolg versprechenden Band "Penners Radio" durchs Leben im Jahre 1976.

Er hat Frauen, Saufereien und Schlägereien in loser Reihenfolge, bis es ihn und seinen amerikanischen Haudegen-Freund Twiggy in einen richtig derben Kidnapping-Kriminal-Fall hineinzieht. Die beiden haben es fortan mit Hamburger Luden, Kölner Konzertveranstaltern, Frankfurter Drogendealern und Musikproduzenten zu tun, de Boob und Twig immer mittendrin, es wird geprügelt und geschossen und immer wieder schwer gesoffen. Am liebsten eben selbst gemischten Apfelkorn (das genaue Rezept befindet sich übrigens weiter hinten im Buch), flaschenweise.

 

Das alles könnte sehr nah dran sein an einem amerikanischen Roadmovie, ist aber der erste Roman von Rich Schwab, der sich offensichtlich gut auskennt in der (Kölner) Materie, die er in seinem Debütroman verpackt hat. Als Musiker hat er jahrelang bei "Schröders Roadshow" Bass gespielt, als Wirt die Szene Kneipe NULL ZWO in Köln betrieben und den Rest wohl so nebenbei erlebt. Schreiben kann der Mann jedenfalls trotz aller Exzesse sehr gut. Auch wenn der Kööölsche Klüngel (der auch heimatsprachlich des Öfteren ausgeschrieben ist) einen Düsseldorfer manchmal ganz schön nervt, ist "Nie wieder Apfelkorn" ein toller Krimi-Roman mit extra viel Lokalkolorit geworden, der zwar wohl mittlerweile vergriffen ist, aber via Random House auch (vom "Chef" persönlich vorgelesen!) als Hörbuch erhältlich ist. Mit den letzten Zeilen des Buches erkläre ich mich jedenfalls – heute am Feilchen Dienstag – extrem solidarisch: "Nie wieder Apfelkorn!" Helaaf!!!!

Triggerfish 2009-02-24

HABEN SICH DIE DREI vom 3Gestirn längst als Meister-Synchronsprecher profiliert, so sind sie nun auf dem Wege, als der kleinste MGV (Männergesangsverein) Kölns in die Geschichte einzugehen: Rich Schwab hat den drei bösen Buben für ihr neues Programm „Contra!“ eine Reihe von Liedern auf den Leib geschrieben. Ein beträchtliches akustisches Vergnügen, das enthusiastischen Beifall auslöste.

Marianne Kolarik, Kölner Stadt-Anzeiger, 26.01.01

KÖLN LIEST   -   Kölner Stadt-Anzeiger: Gibt es eine Rarität in ihrer Bibliothek?

Wilfried Schmickler: Das erste handsignierte Exemplar von Rich Schwabs vortrefflichem ersten Krimi „Nie wieder Apfelkorn“. Gibt´s übrigens seit neuestem auch als genauso vortreffliches Hörbuch.

Kölner Stadt-Anzeiger 16.06.2001

DER UNBEKANNTE NOTEN-GURU – Wer ist der Komponist aus der Südstadt?

Die Namen seiner Kunden lesen sich wie eine Best-of-Liste kölscher Musik: Höhner, Brings, Gerd Köster, Tommy Engel, Gigi Herr, das 3Gestirn. Für all die hat Rich Schwab schon Songs geschrieben. In der Szene gibt es kaum einen Musiker und Produzenten, der so geachtet ist. Nur: Rich macht sich rar. Er ist der unbekannte Noten-Guru. EXPRESS sprach mit ihm in seiner Südstadtwohnung, die zugleich Tonstudio ist.

? Rich, du komponierst viel für Kollegen, wie entscheidest du dich da?

Schwab: Vorrangig muss es Spaß machen, die Sympathie zählt. Ich habe auch keine Berührungsängste. Ob Rock, Jazz, Stimmungslied - Hauptsache, das Handwerk stimmt.

? Du bist der große Unbekannte. Hast du das so gewollt?

! Mich hat´s nie in den Mittelpunkt gedrängt. Ich war immer der Mann in der zweiten Reihe. Vorne standen die Kösters oder wie sie alle hießen. Und das war gut so.

? Du warst auch Autor für Gaby Köster bei „7 Tage - 7 Köpfe“. Das überrascht mich.

! Mich auch. War auch nicht mein Ding.

? Du hast früh als Bassist angefangen.

! Bassist bin ich nur deswegen geworden, weil es in der ersten Band schon zwei Gitarristen und einen Schlagzeuger gab.

? Warum schreibst du nur für andere?

Es liegen viele Songs in der Schublade. Aber eine Plattenfirma wird sich schon fragen: Was sollen wir mit dem alten Sack? Also werde ich weiterhin meine Songs anderen anbieten.

? „Die Südstadt ist tot.“ Ein Klischee?! Wenn man als Maßstab den Anfang der 80er anlegt, stimmt das. Damals sind zu viele neue Kneipen entstanden. Und all die strammen Trinker aus der Zeit sind heute Anwälte und Architekten, die morgens fit sein müssen.

? Wenn du rausgehst, welche ist deine Lieblingskneipe?

! Seit ich meine eigene Kneipe nicht mehr habe, der Backes. Ich gehe aber auch nur noch selten aus. Dann aber trinke ich, bis nix mehr reingeht, wie sich das gehört.

Christof Ernst, EXPRESS 21.05.2001

SÜDSTADT-LEGENDE OUTET SICH IM ROMAN: ICH BIN BI - NA UND?

Schön, dass es so etwas noch gibt: Mehrere nicht ganz unbekannte Kölner drücken Rich Schwab die Däumchen und wünschen ihm ganz neidlos allen Erfolg der Welt. Alle mögen den zurückhaltenden Schwab (51) – ob sie nun Elke Heidenreich, Bernd Schroeder, Uwe Fellensiek, Wilfried Schmickler, Gerd Köster oder Gigi Herr heißen. Denn Rich ist ein Multitalent, spielte früher bei der Schroeder Roadshow, schrieb Songs für Köster, Brings, Höhner und viele andere, und jetzt – endlich! – kommt sein zweites Buch raus. Das heißt Eine Alte Dame Ging Hering und wird von Schwab selbst „Abenteuerroman“ genannt. Obwohl die Story auch als Krimi durchgehen könnte. Es geht, wie schon im legendären Vorläufer Nie wieder Apfelkorn, um den Musiker Büb Klütsch (hinter dem sich natürlich ein großes Stück Rich versteckt). Büb schlägt sich Anfang der 80er Jahre in St. Tropez als Straßenmusiker durch, gerät in Schicki-Micki-Kreise, genießt den Luxus pur und wird

von einem bildhübschen Millionenerben heftigst umflirtet. Die Überraschung: Büb gibt nach, hat sein erstes schwules Erlebnis. Schwabs Buch ist gerade in diesen Passagen bärenstark, weil es keine Zeile peinlich ist. Hat der Autor ähnliche Erfahrungen? „Da halte ich es mit Hemingway: Schreib nur über das, was du kennst.“ Aber Sex ist nicht alles im neuen Klütsch-Roman: Es geht auch um den leicht verrückten Chef eines Kölner Fußballvereins. Und so manche andere Lokalgröße bekommt mehr oder weniger verklausuliert ihr Fett weg. Nicht nur deshalb ist EADGH ein absolutes Lesevergnügen. Schwab genießt seine späte Berufung: Das Schreiben macht ihm richtig Spaß, und weil das so ist, sollen es insgesamt 11 Büb-Klütsch-Bände werden. Warum 11? „Wir sind doch in Köln.“ Und jede Wette: Das Daumendrücken der Freunde wird sich lohnen …

Christof Ernst, Express 15.10.2001

SWR-BESTENLISTE JANUAR 2002 – PERSÖNLICHE EMPFEHLUNG:

Gitarristen werden das Verzweiflungspotential im Titel des hochmusikalischen Autors (früher Schroeder Roadshow) sofort erkennen: Die sechste Saite ist gerissen! Für Nichtgitarristen: Jeder Anfangsbuchstabe im Titel dieses packenden Rock´n´Roll-Romans über die gar nicht langweiligen 70er Jahre steht für die Stimmung einer Saite: E-A-D-G-H … Stimmung? – Die ist in Schwabs scharf geschnittenem Roadmovie aus der verzerrten Perspektive des genialisch bis melancholisch veranlagten Straßenmusikers Büb Klütsch äußerst wechselhaft. Immerhin verschlägt es den ebenso gerissenen wie sympathischen Taugenichts aus Köln bis zur Côte d´Azur, wo die herrlichsten Frauen so unerreichbar bleiben wie der Messerstecher von St. Tropez. Ein Roman als Blues, schärfer als die Songs von Tom Waits …!

Hajo Steinert, Deutschlandfunk 01/02

EIN BUCH VON EINEM BASSISTEN über einen Schlagzeuger ist natürlich auch für Gitarristen geeignet. Das ganz besonders, wenn es schon im Titel das Wesentliche für eine gelungene Performance am Instrument verrät: Eine Alte Dame Ging Hering heißt der zweite Büb-Klütsch-Roman des Musikers, Komponisten und Schriftstellers Rich Schwab, bekannt geworden als Bass-Mann der legendären Schroeder Roadshow. Im Gegensatz zu Schwabs 1992er Debüt Nie wieder Apfelkorn spielt sein aktuelles Abenteuerbuch überwiegend in Südfrankreich. Gemeinsamkeit ist die detaillierte, liebevolle und sehr plastische Beschreibung von Personen und Situationen. Schwab hat dabei die Art von unaufdringlichem aber effektiven Humor, die das Warten auf Pointen grinsend schnell vergehen lässt.

Die Story: Rock-Drummer Büb Klütsch zieht es von Köln an die Côte d‘Azur, um einen Sommer lang Sex & Drugs & Straßenmusik zu erleben. Der Arbeitsaufenthalt gerät allerdings etwas anstrengender als erwartet, und in der Unterwelt von St. Tropez scheint auch selten die Sonne. Sollte wirklich zu Hause alles besser sein? Schwab illustriert die Story mit vielen Verweisen auf die Erzählzeit der 80er Jahre – Musik, Konsum und Kulturdenkmäler –, und seine fast schon dokumentarische Liebe zum richtigen Detail zieht den Leser direkt ins Geschehen. Eines der Bücher, die als Film so wenig Sinn machen wie ein guter Song. Gelungen.

Lothar Trampert, GITARRE & BASS 03/2002

ALTE DAME OHNE „E“

Wenn einer einen Roman schreibt, der Eine Alte Dame Ging Hering heißt, fragt man sich, was der Autor wohl geraucht hat. Wenn man allerdings schon mal eine Gitarre gestimmt hat, dann weiß man: Das ist die Eselsbrücke für E-A-D-G-H. Dass da am Ende noch ein E fehlt, führt schon mitten hinein in den Roman von Rich Schwab: Er handelt vom kölschen Schlagzeuger Büb Klütsch, der zum Gitarristen konvertiert und dank seiner Drum-gestählten Armmuskulatur dauernd die dünne E-Saite ruiniert.Büb Klütsch, ein liebenswert-kölscher Typ, lässt die heimatlichen Probleme einen Sommer lang an der Côte d´Azur hinter sich. Doch die Idylle trügt: Büb entdeckt seine schwule Ader, als er sich in einen Millionenerben verliebt. Durch diese Liaison gerät er hinein in einen spannenden Krimi. Schwab erzählt packend und verschmitzt und packt dabei eine gute Portion Schlitzohrigkeit, viel kölsche Denkart und jede Menge Rock´n´Roll-Zitate in den Roman. Als ehemaliger Bassist der Schroeder Roadshow und Kneipenwirt kennt er das Metier aus dem Eff-Eff.

Horst Piegeler, Kölner Stadt-Anzeiger 04.07.2002

HARRY ROWOHLTS LEBENSGESCHICHTE gelesen, in der folgender erfreulicher Absatz zu finden ist: Mein einziger Trost [in „Scheiß-Leverkusen“] war, daß ich mir in der dortigen Buchhandlung einen Kölner Stadt-Krimi gekauft habe. Ich weiß nicht mehr, wie der Autor hieß, aber in diesem Krimi kamen zwei schöne Passagen vor. Die erste: „Ich habe nichts gegen Vorurteile.“ Und die zweite: Der Ich-Erzähler wird empfindlich zusammengeschlagen, und als er aus der Ohnmacht aufwacht, liegt sein Kopf auf dem Schoß einer Frau, die aussieht wie Dunja Raiter. Sie fragt ihn, ob er einen Cognac will. Er denkt, und das ist meine Lieblingsstelle: „Mein Gott, was soll man da antworten?“

Isses nich schön – der große Harry Rowohlt, getröstet von Nie wieder Apfelkorn

Aus Schwabs Tagebuch, 17.07.2002

UND NOCH WAS LUSTIGES aus deutscher Feder: Eine alte Dame ging Hering von Rich Schwab, die Fortsetzung von Nie wieder Apfelkorn (1992), mit dem nostalgischen Datum 1980. Sex'n Drugs & Rock'n Roll, gerade für ältere Menschen eine hübsche Kriminalgeschichte über Fußball, Südfrankreich, geschlechtliche Wirrnisse und Köln. Ach ja …

Thomas Wörtches Leichenberg 09/02 online

Live im Weißen Holunder, Köln – foto: dieter röseler

Heutzutage

Das Buch mag vielleicht einige schöne Stellen haben (Nie wieder Apfelkorn), jedoch ist das Hörbuch eine Katastrophe. Der Erzähler ist einfach zu Monoton. Viel bleibt bei diesem Werk auch nicht zu sagen, außer das man nach 5 bis 10 Minuten lieber abschalten möchte und sich ein besseres Hörbuch zu Gemüte führt.FAZIT: Naja …, ein Bericht über das "Ich sauf das nächste mal weniger" ist halt alles, nur nicht unterhaltsam …

Detlev Kurtz, hörbuchnews 2002

Für ältere Menschen wie mich eine wunderbar-komische Nostalgieorgie mit Sex & Drugs & Rock’n Roll; Nie wieder Apfelkorn spielt 1980, kurz bevor die Zeiten härter wurden. Und ist auch noch ein sehr lustiger Krimi.

Thomas Wörtche, online-Magazin TITEL,

Sept. 2002

44 Stars – Ein Motto

Top-Karnevalisten treten gemeinsam Nikutas Erbe an. Benefiz – Die erste Sensation des Fastelovends 2004: Eine All-Star-Band spielt das Motto-Lied! HÖHNER, RÄUBER, BERND STELTER, BRINGS, GUIDO CANTZ – was sich jetzt schon liest wie das Spitzenprogramm einer Karnevalssitzung, ist die Sensation des Jahres! Wie EXPRESS exklusiv erfuhr, werden diese Top-Fastelovends-Künstler zusammen das neue Motto-Lied singen. Außerdem mit dabei: PARAPLÜS, MARITA KÖLLNER, der KINDER- und JUGENDCHOR ST. STEPHAN, COLÖR, KING SIZE DICK, RHEINLÄNDER, BLOM UN BLÖMCHER, KRAGEKNÖPP, LABBESE und die KRIBBELKÖPP. Wenn nicht noch einer abspringt, heißt es für diese Mega-Besetzung ab dem 11. 11.: „Laach doch ens, et weed widder weede“.

Das eigentlich Unmögliche wahr gemacht hat ein Quartett um Hohn RALLE RUDNIK. Die Idee zum Projekt kam von Motto-Schal-Initiator VOLKER STRUTH:

„Wir wollten was mit PÄNZ FÜR PÄNZ auf die Beine stellen.“ Mit von der Partie war noch RÄUBER NOBBY CAMPMANN. Den Liedtext schrieb RICH SCHWAB, (Ex-SCHROEDER ROADSHOW). Rudnik: „Der Song wird ziemlich fetzig und rockig. Ein Motto-Lied, das den Zeitgeist trifft.“ Schirmherren sind Festkomitee-Präsident HANS-HORST ENGELS und OB FRITZ SCHRAMMA. „Das war eine Idee, die mich sofort begeistert hat“, erzählt der FK-Chef. Auch deshalb, weil es das Lied als CD geben wird und der Reinerlös an „Kölsche Schulle weede schön“ geht. Mit dem Verkauf des Motto-Schals kamen dafür in der letzten Session schon 100.000 Euro zusammen, mit denen gerade vier Kölner Schulen renoviert werden. Engels: „Damit kann man der Stadt etwas zurückgeben, das ist gerade in Zeiten leerer Kassen eine gute Sache.“ Jeder Künstler hat das Recht, das Lied in sein Programm aufzunehmen. Rudnik: „Wo einige von uns aufeinander treffen, werden wir das Lied aber gemeinsam spielen.“ Uraufführung ist am 19. September in einer der renovierten Schulen.

Stephanie Lichius, EXPRESS 19.07.2003

Durchschnittliche amazon-Kundenbewertung für Eine Alte Dame Ging Hering:  ***


**** Spannendes Lesevergnügen nicht nur für Kölner – Sollte Büb Klütsch der Hercule Poirot von Köln sein? Ist Veedelnoh das kölsche Pendant zu Dr.Watson? Schwab bekennt in einem Interview, er habe einfach so drauf los geschrieben. Das merkt man die ersten 70 Seiten, wo sich der Einstieg schwierig gestaltet. Dann hat man‘s geschnallt und die zweifache Ebene der Handlung kapiert. Dann auch ergibt sich durch den flotten, manchmal herrlich unbekümmerten, modernen, sprunghaften, auch humorvollen Stil ein pures Lesevergnügen, wobei es Schwab gelingt, die Spannung unmerklich von Seite zu Seite zu erhöhen, so dass es einem bis zum Showdown fast schwindlig wird.Ein Krimi? Ja, klar. Eine Reisebeschreibung? Auch, authentisches Flair der Côte d´Azur mit (viel) Licht und (noch mehr) Schatten. Eine Liebeserklärung? Ja, an seine Heimat (Köln) und an die Freiheit des Vagabundenlebens.Ein Psychogramm? Ja, auch. Die Kämpfe und Nöte des Protagonisten zwischen (sexueller) Versuchung und (monetärer) Sicherheit sind sehr eingängig und nachvollziehbar, mit viel Liebe zum Detail, beschrieben. Rich Schwab droht weitere Folgen seiner Büb-Klütsch-Romane an. Nicht nur Rheinländer können sich darauf freuen.

Anonyme(r) amazon-Rezensent(in) #1, 29. Dez. 2001

** Schwacher Abklatsch – Schade Nur passagenweise kann Rich Schwab hier an Nie wieder Apfelkorn anknüpfen. Die flüssige Sponti-Musiker-Alkoholnebel Geschichte findet hier leider keine Wiederholung. Eine an den Haaren herbeigezogene (aber leider wieder entflohene) Zwei-Ebenen Story reduziert sich bei näherer Betrachtung auf die hochprozentige Erzählung eines Sommers an der Côte d' Azur mit ein wenig sex & crime. Gespickt wird das ganze von Musikzitaten, die krampfhaft versuchen, den Geist des Lesers von der Geschichte zu wenden. "I can't get no …".Passagenweise gelingt es R. Schwab jedoch an den Apfelkorn anzuknüpfen – diesmal wird die Story jedoch nicht in Apfelkorn veredelt, sondern in einem roten Sprühnebel aus Blut (Seiteneffekt der ubiquitären Magnumballereien) klebrig ersäuft (Eine Kettensägenzerlegung von amerikanischen Hippiemusikern fehlte leider).Eine Bereicherung für den Köln-Tisch Ihrer Lieblingsbücherei, aber seine wahre Bestimmung findet das Buch erst als Beschwerer oben auf der Altpapierkiste (damit der Stadtanzeiger nicht weggeweht wird).Ein großes Schade – der Eindruck ist: Weniger Kölsch & Korn beim Schreiben und eine Perle auf der Büb-Klütsch-Kette wäre entstanden. So isses nur Teil 2 in maximal B-Qualität.Mein Tipp: Entweder Nie wieder Apfelkorn kaufen oder auf Teil 3 warten – oder das Geld in der Südstadt investieren.

Anonyme(r) amazon-Rezensent(in) #2, 06. Feb. 2002

**** Kölsch von seiner schönsten Seite

Man kann dem Kölner ja vieles vorwerfen, bspw. dass er mit einer dezenten Arroganz stets darauf beharrt, in der schönsten Stadt Deutschland oder gar der Welt zu wohnen. Doch durch die Bücher von Rich Schwab werden die Eigenarten der Kölner auch dem gemeinen Nicht-Kölner in einer bemerkenswert angenehmen Art und Weise vermittelt. Ähnlich wie im ersten Buch, ist auch dieses Mal wieder Büb Klütsch der "Star" der Geschichte, der an den Stränden Südfrankreichs dem heimischen Treiben und dem rheinischen Trubel für einen Sommer entwischen will, um ein ruhigeres Dasein als Straßenmusiker zu genießen. Leider schliddert er jedoch auf skurrile Art und Weise in die verschiedensten misslichen Situationen, die ihn schon in Köln oder aber in seinem letzten Abenteuer beschäftigt haben. Und letztlich ist es wieder mal der Kölner FC, der ihm – wie auch so oft im wahren Leben – die meisten Probleme bereitet. Insgesamt eine kurzweilige und abwechslungsreiche Lektüre, von der sich auch Nicht-Rheinländer nicht abschrecken lassen sollten …

Anonyme(r) amazon-Rezensent(in) #3, 26. Sept. 2002

Seit seinem letzten Werk Eine Alte Dame ging Hering sind inzwischen einige Jahre vergangen, und nun geht er direkt mit zwei neuen Büchern an den Start. Perlen vor die Schweine heißt sein neuester und dritter Roman aus der Büb Klütsch-Reihe, der im April im KBV Verlag erscheint. Wie der Titel schon andeutet, geht es darin u.a. um Zuhälterei und Prostitution und die Verkäuflichkeit von Musikern. In kleinen Episoden um seinen Protagonisten Büb beleuchtet Rich Schwab dabei Recht und Unecht, eingebettet in das Lebensgefühl von Sex ’n’ Drugs ’n’ Rock’n Roll.

Versacken ist indes eine Glosse über das Thema, dem sich Rich Schwab in der Rolle des Ich-Erzählers ausführlich angenommen hat. Nach einem bereits bewegten Leben als herumstreunender Musiker nun als Autor noch mal auf Ochsentour, reflektiert er mit kleinen amüsante Geschichten und Anekdoten bis in seine Kindheit hinein über seine Gabe, zuweilen Opfer widriger Umstände zu sein. Abgeklärt trocken und zugleich lebendig ironisch beschreibt er seinen pragmatischen Umgang mit den Tücken des Daseins und sich selbst als Feedback seiner Umwelt, wobei Alkohol und allerlei merkwürdige Zeitgenossen dabei nicht selten eine Rolle spielen. Sein Stil wirkt dabei sehr authentisch und die Geschichten lebensnah, wobei seine leicht ironisch distanzierende Haltung zu sich selbst ihn zu einem guten Beobachter macht. Immer wieder schafft er es, durch kleine vermeintlich unwesentlich erscheinende Detailbeschreibungen am Ende dem Leser auch eine atmosphärische Vorstellung der Örtlichkeiten und ihrer Gestalten zu vermitteln und damit in seinen Bann zu ziehen. Alles in allem ein sehr ehrliches Werk, in das es sich lohnt mal zu versacken.

Franco Clemens, Bürgerfunk Köln, 02/05

Hej Rich – ich wollte dir sagen, dass deine Romane wunderbar sind. Ich mag deine Figuren sehr und liebe deine Stilistik. Danke dafür, dass ich in merkwürdigen Zeiten immer wieder einen Schwab aus dem Regal ziehen und mich in die Büb-Zone begeben kann. Wenn und von dort zurück komme, fällt mir das Lächeln wieder leichter. Danke!

Schriftstellerkollege Michel Birbæk,

per e-mail 12.11.2002

Das erste Mal, das ich versackt bin, war ich 4. Ach komm, werden sie sagen, gleich erzählt er uns, dass er mit 5 lesen konnte, mit 7 die erste Zigarette geraucht und mit 11 den ersten Geschlechtsverkehr hatte. Nein, nein, da liegen sie ganz falsch: meine erste Zigarette hatte ich erst mit 9 – und das war so furchtbar, dass ich die nächste erst wieder mit… mit 10 angepackt habe.

Geschichten, die so anfangen, brauchen ihre Zeit, bis sie auf den Punkt kommen. Aber genau darum geht es in Versacken – einem Essay, wie Autor Rich Schwab es nennt. Man könnte auch sagen: eine lose Aneinanderreihung von durchweg autobiographischen Geschichten, Szenen und Anekdoten, eine passagenweise sogar philosophisch eingefärbte Übung in der Kunst der Abschweifung, die partout nicht zu irgendeinem Ende kommen will, denn so ein Abend an der Theke kann ganz schön lang werden - und irgendwann stellen sich dann die ungelösten Fragen des Lebens, die da lauten:

Wieso lösen eigentlich immer die Kellnerinnen immer die Kreuzworträtsel in Zeitschriften, die für die Gäste ausliegen? Warum ist in solchen Läden die Musik immer entweder zu laut oder zu leise, aber nie richtig? Im Tresenstehen hat Rich Schwab Erfahrung – jahrelang war er Wirt einer Szenekneipe und in den 80ern war er als Bassist der berüchtigten Schröder Roadshow deutschlandweit in Bars, Clubs und Konzerthallen unterwegs.

Versacken wird im Frühjahr als Buch bei Kiepenheuer & Witsch erscheinen – nachdem das Manuskript aber schon einige Jahre in Schwabs Schublade liegt, hat er mittlerweile angefangen, ausgewählte Kapitel in Kneipen zu lesen und dieses Leseprogramm vorab schon als Hörbuch herausgebracht. Der Autor offenbart dabei erstaunliche schauspielerische Qualitäten, wenn er beispielsweise in die Rolle von Schmitzens Ferdi schlüpft, der sich die Zunge abgebissen und deshalb als Witzeerzähler einfach keinen Erfolg mehr hat:

"Verstehste nit …? Wagt die Nuppe mip´m Papahei auffer Fulter! Arffloch!".

Ein Hörbuch wie ein Abend in der Kneipe. Versacken von Rich Schwab ist auf dessen eigenem Label red & blue records erschienen und kann nur im Internet bestellt werden – unter www.versacken.de. Wer jetzt immer noch einen Grund für den nächsten Kneipenbesuch braucht – wie wär‘s damit:

Die Welt ist ein unsicherer, wackliger Ort und daher voller Theken, die umzukippen drohen. Irgendjemand muss sich doch opfern und sie festhalten …

Bernhard Jugel, 15-5-Hörbuchmagazin Bayern2 13.02.05

Klasse Lesung – ein beseelter Abend eines Meisters des beiläufigen Tiefsinns und der lakonischen Eindeutigkeit: Lovely!

Martin F., 13.05.2004

HEY RICH, du hast am 5.10. bei uns im cabaret des grauens gelesen. vor ein paar leutchen. ich selbst hab die lesung mittendrin (richtung bar) verlassen, weil ich dich fuer selbstgefaellig hielt und das, was du gelesen hast, auch wenig witzig fand. ich kannte dich vorher nicht, und auch danach hab ich dich schnell vergessen. dann aber (jetzt kommt's) hab ich durch zufall dein buch entdeckt, nie wieder apfelkorn, war ein bisschen neugierig und hab's mir ausgeliehen. und jetzt bin ich fertig damit. es ist der wahnsinn!ich werd wohl zu weihnachten ein, zwei exemplare verschenken, weil's mir so gut gefallen hat, und die anderen beiden buecher will ich mir auch reinfahren.ich schreib diese mail, um dir meine hochachtung auszudruecken. weil mir selten ein buch so taugt wie deins. das war's auch schon. schoenen gruss aus bayern,

olli, 20.12.04

VERSACKEN im Selbstversuch: Elf Uhr angefangen, bis einundzwanzig uhr dreißig durch und sehr betrübt gewesen, daß es schon vorbei war (is fies, wa, so lange dran geschrieben und die konsumieren das dann in zehn Stunden runter …)zwischendurch zwei Pötte Kaffee, ein Brötchen, dreimal pissen gewesen, über Zigaretten wollen wir jetzt nicht reden (also zum rauchen aufhören ist der Schmöker ungeeignet) einen Termin und drei Telefonate nicht wahrgenommen, sprich: wunderschön versackt. Ohne jeden Ehrgeiz, Deine Klasse zu erreichen. Hat sich einfach so ergeben. Superbuch. Freu mich sehr auf Perlen vor die Schweine!

xxx - UtaCrazy“ Titz, 24.02.05

Live in der Kaiserhalle, Reutlingen, 2006 – foto: frank grieshaber

Habe mir "Versacken" gekrallt und bin versackt. Anstatt mich um meine anstehende Steuerprüfung zu kümmern (rückwirkend bis 2000), habe ich angefangen zu lesen und erst wieder aufgehört, als der Schmöker geschafft war. Kompliment! Macht wirklich Spaß: das Ganze sehr lecker zu lesen, man fängt an und hört nicht auf. Chapeau!

Wilfried Schmickler, 03.03.05

Kölsche Schmöker-Hits – Versacken: Wie entflieht man der Wirklichkeit? Musiker Rich Schwab versucht sich melancholisch und skurril quer durch Köln.

BILD Köln, 03.03.2005

Versackt im Buch – und zwar gründlich. Köln-Bielefeld-Bullay. Die Leute haben mich hoffentlich für bekloppt gehalten, weil ich ständig gekichert und geschnauft hab. Als ich fertig war, ich meine so richtig fertig, zur Erholung Musik gehört. Als mir der Stöpsel aus dem Ohr fiel, hab ich tatsächlich reingeguckt, ob ich die Musik da drin nicht vielleicht doch sehen kann …

Und jetzt werde ich mit dem Stein ordentlich einen heben und mich auf die Sacksaison freuen, die als Restleben noch vor mir liegt.

Thank you for the days!

Ruth Schiffer (Kabarettistin), 07.03.2005

Von 1976 bis 1983 tourte Rich Schwab als Bassist der berüchtigten Schroeder Roadshow durch die Bundesrepublik, danach beschränkte er seinen Wirkungskreis wieder auf seinen Heimatort Köln – als Kneipenwirt, Komponist, zeitweiliger musikalischer Leiter der Prunksitzunk und was weiß ich noch alles. Die nächtlichen Seiten seines Tuns und Treibens kann man jetzt in einem 200-seitigen Taschenbuch nachlesen oder vom Autor selbst erzählt bekommen. Schwab kann nämlich nicht nur exzellent schreiben, er ist auch (bei Autoren eher selten!) ein stilsicherer Interpret der eigenen Texte. Man hört ihm einfach gerne zu, wenn er mit rheinischem Zungenschlag den Bogen spannt von Leseexzessen in der frühen Kindheit zu Alkoholexzessen und ihren Folgen im fortgeschrittenen Mannesalter.Autobiographie und

Und es ist schon wieder passiert: Ich bin versackt! Eigentlich hätte ich tausend andere Dinge erledigen müssen, wie bügeln, Bass üben, endlich mal wieder einkaufen (aber wovon, wenn ich statt zu arbeiten lieber versacke), oder mal den mit unsinniger Software vollgeknallten Rechner aufzuräumen, weil das Laufwerk C statt physischen mittlerweile auch psychische Probleme hat. Aber, bei Gottes Gebiss, endlich gibt es Zuspruch und Erlösung! Beides finden Leute wie ich in Rich Schwabs Buch Versacken, ob er es denn nun so gewollt hat oder nicht.

Schwabs persönliche Geschichte des Versackens beginnt im zarten Alter von vier Jahren, und weil er sich daran noch erinnern kann, geht die Reise in das zerbombte Nachkriegs-Köln, auf der man so nebenbei einiges vom Überlebenskampf (heute: Survival-Training) nicht nur der Erwachsenen, sondern auch des Nachwuchses jener Zeit erfahren kann – inklusive Bandenkriege, Kirmes, Karneval, Rosenkohl-Zwang und Rhabarberkompott. Dass ein Kind auch „versacken“ kann, haben die meisten nur vergessen – aber das stundenlange Trödeln mit den Kumpels, die bis an die Schmerzgrenze ausgedehnte persönliche Sperrstunde (zu Hause gab es dafür Folter), die magischen Momente (Stunden!) vor dem Radio, die Ausflüge in fremde Welten mit einem guten Buch – was war das denn sonst, als versacken?


Tresenphilosophie ergänzen sich auf hohem Niveau, und Schwab hat es mit Versacken nicht zuletzt in der Kunst des Abschweifens zu hoher Meisterschaft gebracht. Weswegen hier als Ergänzung zum Buch (da steht einfach mehr drin!) dringend und unbedingt das Hörbuch empfohlen wird – in die Stimme (und die selbstkomponierten Zwischenmusiken) kann man sich so richtig reinfallen lassen. Nur dass du am Ende Lecker Bierchen schnöde ausgeblendet hast, Rich, das muss sich bei der nächsten Auflage ändern!Auf jeden Fall: Hut ab vor der korrekten Orthographie des Bairischen und Schwäbischen im Buch. Das kriegen wenige hin.

Bernhard Jugel, notes, 04/2005

Es gibt natürlich unzählige Variationen dieses Zustandes, der in jedem Lebensabschnitt, teilweise hormonell bedingt, sein sanft lächelndes Antlitz ändert: Versacken mit der ersten Freundin (Achtung: nicht jedes Mädchen versteht, was da in dir vorgeht – ach was, eigentlich versteht es keine), versacken mit der ersten Gitarre (die versteht das), mit Bier & Schnaps, Zigaretten (selbst gedrehten), mit Freunden im Proberaum oder einfach irgendwo, wo Musik ist, und schließlich auch: Versacken mit dir selbst, egal wo, im Universum in deinem Kopf dem Nachhall des Urknalls lauschen.

Rich Schwab, Menschenfreund und Beobachter, Musiker und Autor, Ex-Wirt und immer noch Stammgast hat sein Motto als Buch veröffentlicht. Im Klappentext bezieht er Stellung: Versacken ist keine anrüchige Charakterdeformation, sondern eines der letzten Abenteuer in unserer überzivilisierten Welt – und lange nicht so gefährlich wie S-Bahn-Surfen, Skilaufen, Inline-Skaten oder Fingerhakeln. Oder Joggen, in dem gleichen Park, in dem junge Männer mit Goldkettchen ihre Pitbulls trainieren. Zum Beispiel.

Klar, es gibt auch Leute, die „das nicht nötig haben“ – und in ihrem noch nicht bezahltem Mittelklasse-Auto vor jeder roten Ampel mit dem Finger in der Nase und offenen Mund ins Leere starren – aber versacken? Niemals! Für alle, die in guten Buchhandlungen regelmäßig versacken: Schreibt euch einen Zettel, oder besser noch, schreibt auf die Handfläche – Rich Schwab, "Versacken"

Vladinova, www.bloom.de

Live in der Kaiserhalle, Reutlingen, 2006 – foto: frank grieshaber

Der Büb treibt es doller als andere

Immer ein Päckchen Tabak vor sich, sitzt er in aller Regel an der Theke und trinkt recht viel Obergäriges. Dass Rich Schwab inzwischen vier Bücher geschrieben hat, ist in Köln nicht unbedingt bekannt. Lange Zeit standen seine Fähigkeiten als Rockmusiker und Kneipenwirt im Vordergrund. Von 1976 bis 1983 war er Bassist der legendären Rockgruppe Schroeder Roadshow – nach Schwabs eigener Einschätzung eine wilde Zeit, eine ziemlich geile Zeit, wenn auch anstrengend und mühsam. Als Kellner in Daddy's Madhouse fand der heute 55-jährige vor 30 Jahren seinen Einstieg in die Kölner Kneipenwelt. Dort kühlte sich Zeltinger im Glasspülbecken seine Füße, und Heiner Lauterbach spielte mit dem Aschenbecher Frisbee. Als Kneipier machte sich Schwab in den Neunzigerjahren im nullzwei (heute mongogo) an der Bottmühle einen Namen. All diese Lebensphasen bildeten den Grundstock für seine Büb Klütsch-Romane. Nach Nie wieder Apfelkorn (KiWi 1992) und Eine Alte Dame ging Hering (KiWi 2001) ist jetzt der dritte erschienen: Perlen vor die Schweine (KBV-Verlag). Wer die ersten beiden Bände gelesen hat, ist sich sicher, dass Romanheld Büb Schwabs Alter Ego sein muss. "Nur zu 50 Prozent, der Rest ist Phantasie", schwört der Autor. Seine Erzählungen zeigen einen feinen, ironischen Humor. Schwab kennt sich aus in Köln, wo seine Geschichten größtenteils spielen. Er jongliert mit kleinen Sünden wie Saufen, Rauchen und was es sonst noch alles gibt, dass es eine Freude ist, sodass der Leser kein schlechtes Gewissen mehr zu haben braucht. Denn der Büb treibt es doller als jeder andere.

Susi Boxberg, taz Köln, 02.04.2005

Wenn das arg strapazierte Modewort „authentisch“ wirklich mal seine Berechtigung hat, dann auf jeden Fall bei dem jüngsten Büb-Klütsch-Krimi von Rich Schwab, Perlen vor die Schweine. Sein Erzählstil ist nämlich von drastischer Direktheit, pulsierend, ungekünstelt und schnörkellos, genauso wie die harte Rockmusik, die Schwab seinerzeit mit der Band Schroeder Roadshow durch die Lautsprecherboxen jagte. Die Metaphern sind treffsicher gesetzt und der Autor versteht es geschickt, die Klischees von Sex and Drugs and Rock´n´Roll witzig-ironisch zu brechen: Büb Klütsch, auch „Kanaldeckels Büb aus Köln-Vogelsang“ genannt, ist Schlagzeuger und tingelt zu Beginn des Romans durch die niedersächsisch-westfälische Provinz, wo er bei einer Band als Ersatzmann einspringt. Dort geht im Dezember 1980 ein ziemlich wüstes Leben ab, und genauso ein wildes und manchmal auch verzweifeltes Dasein pflegte Bübs Freundin Katharina in Köln zu führen: Sie schleppte schräge Typen aus noch schrägeren Kneipen ab, verkehrte in Loddel-Kreisen – und eines Tages ist sie tot. Erschlagen, doch die Polizei spricht von einem Drogenunfall. Büb zieht los, um den Fall auf eigene Faust zu klären, und taucht in die Friesenstraße ein: Damals gab es da noch nicht all die harmlosen Cocktail-Bars wie heute, sondern jede Menge plüschige Rotlicht-Kneipen und zwielichtige Spielclubs. Nicht ungefährlich, was Büb da vorhat … Der Krimi bleibt spannend bis zum letzten Satz.

Jürgen Raap, Kölner Illustrierte, Mai 2005

Südstadt verzällt jet. Über die Kölner Rock-, Pop(p)- und Saufszene ist schon viel geschrieben worden – aber noch nie so kenntnisreich, witzig und spannend wie in dem Roman Perlen vor die Schweine  Rich Schwab gebührt die Ehre, den besten Szene-Roman seit Jahren geschrieben zu haben. Die Gegend um Chlodwigplatz und Severinstraße … war in der 80er Jahren ein echter Kiez. Und Büb Klütsch mittendrin. Büb, der Antiheld des Romans, ist Schlagzeuger aus Passion und Detektiv wider Willen – ein begnadeter Säufer und radikaler Moralist.Beides motiviert ihn, den schrecklichen Tod seiner alten Freundin Kathrinchen, einer Junkie-Hure, nicht so einfach hinzunehmen. Büb klappert die Südstadt-Kneipen und Diskotheken ab. Er spricht mit Türstehern, Wirten, Barfrauen. Und siehe da: Die Südstadt verzällt jet. Büb stößt auf Ungereimtheiten. Aber seine Nachforschungen sind in den Halbwelt-Kreisen überhaupt nicht erwünscht.

Und wenn er nicht weiter weiß, kriegt er den Südstadt-Blues, und das liest sich so: Natürlich blieb es nicht bei den zwei, drei Bieren, und klar landeten wir mit den ersten Sonnenstrahlen im ersten Stock des Großmarkts, aßen jeder einen der berühmten Strammen Mäxe gegen all die Biere, spülten die dann wieder mit ein paar Bierchen runter und hörten siebenmal „Una Fiesta Sui Prati“ aus der Musikbox wummern – alles wie immer also … Schwerarbeit für Büb. Aber sie zahlt sich aus: Er bekommt raus, was am letzten Abend im Leben Kathrinchens passierte, als sie mal wieder die Musik ihrer Lieblingsband Pearls Before Swine hörte (Perlen vor die Schweine).

Wieviel Büb ist in Rich Schwab, der als Drummer begann und später Bassist u.a. bei der Schroeder Roadshow und Kneipier in der Südstadt war? „Vorsicht“, sagt der, „der Krimi ist keine Biographie in Romanform. Aber natürlich sind meine Eindrücke von damals mit eingeflossen, ich habe ja im Epizentrum gelebt.“

Christof Ernst, Express, Köln, 30. Mai 2005

Take what you have gathered from coincidence, singt olle Zimmerman im Klassiker It’s All Over Now, Baby Blue.

Apropos Zufälle.

Eigentlich is´ der Sonntag ja Tatort-Tag. Aber es gibt so Tage, da möchte man nicht mal dafür die blöde Glotze einschalten und auf der Couch vor sich hin faulen. Hört man doch, was man selten genug tut, mal wieder Radio. Kann man auch schön noch was nebenher tun – Abwaschen, Fenster putzen, Laub sägen…

Landet auf WDR 5 – und denkt, he, die Stimme kenn ich doch irgendwoher…?

Irgendwann dämmert´s einem, und man amüsiert sich anderthalb Stunden mit und über Herrn Rowohlt im Limelight (wusste gar nicht, dass Du soo´n begabter Stimmenimitator bist, Alter!).

Kommt am nächsten Tag aus´m Studio (wo man gerade die Hörbuchfassung von Eine Alte Dame Ging Hering produziert) – und was hat man auf´m Anrufbeantworter?

Jau – Lob und Grüße von eben diesem Herrn Rowohlt:

(Piep. "Tach, Rich, hier is´ Harry Rowohlt. Ich hab gestern nacht endlich Perlen vor die Schweine fertiggelesen – und bin völlig hin und weg. Und … tja …, ich find´ bisher jeden deiner Krimis besser als den vorhergegangenen – und so soll es ja wohl auch sein. Prima! Dankeschön. Und tschüs.").


Schon erstaunlich, manchmal, das alles.

Vielen Dank jedenfalls, hat mich sehr gefreut –

erzähl´s ruhig weiter, Harry.

(Nachtrag 2015: Schade, dass das nun nicht mehr geht. Bis dann, Harry …)

PS: Das Buch VERSACKEN ist köstlich, und der ein oder andere wird sich im Spiegel sehn.

Micha Rhein, Sänger von IN EXTREMO, 06.09.2005

Der Schlagzeuger Büb Klütsch, allzeit bekannt als Bübi, versucht den Tod einer seiner besten Freundinnen aufzuklären. Leider kann er sich jedoch nicht nur damit beschäftigen, sondern muss, da er chronisch pleite ist, fast jeden Auftrag annehmen, den er angeboten bekommt. Außerdem hat er ständig Bierdurst.Seine Ermittlungen führen ihn nicht nur in die Kölner Kneipenszene sondern auch, da Kathrinchen (seine Freundin) seit Jahren heroinabhängig war, auch in die Kölner Drogenszene und damit auch in die Unterwelt. Dadurch wird das Ganze zu einer äußerst delikaten und gefährlichen Aufgabe. Denn in Zuhälterkreisen schreckt man bekanntlich vor nichts zurück.Dieser Krimi ist nichts für Zartbesaitete. Die Kölner Unterwelt wird nicht von ihrer Sonntagsseite aus dargestellt. Doch Bübi schlägt sich tapfer, auch wenn er bedingt durch seine Hartnäckigkeit immer sehr gefährlich lebt. Warnungen seiner Kneipen- und Musikerfreunde beachtet er auch nach mehreren Litern Bier nicht.

Man merkt dem Text an, dass Rich Schwab ein Kenner der Kölner Szene ist. Wer sich dort auskennt, trifft viele bekannte Elemente wieder.

An manchen Stellen wird der ganze Text aber für Nichtkölner oder zumindest für die, die den Kölner Dialekt nicht beherrschen, sehr schwer verständlich. In jeder Kneipe pausenlos Musik, chronisch leere Biergläser, die permanent wieder gefüllt werden und Menschen, denen keine Probleme unbekannt sind.Die überzogene Darstellung einiger Charaktere bewirkt, dass diese letztendlich doch sehr realistisch wirken. Man ist sich nicht sicher, ob sich diese Geschichte nicht im wahren Leben abgespielt hat.Doch trotz aller Hinweise auf Zuhälterkreise und Österreicher, die in Amsterdam ein Versteck gefunden haben, muss Bübi am Schluss erkennen, dass nicht immer die kriminelle Szene sondern auch das Gefühl des Hasses im vermeintlichen Freundeskreis tödlich sein kann. Eine Wahrheit, die hier nur allzu bitter aufstößt.Das Cover des Taschenbuches passt hervorragend zum Inhalt der Story und lässt von Anfang an keinen Zweifel darüber aufkommen, in welchem Milieu man hier verkehrt. Die Aussichtslosigkeit und Verzweiflung, mit der die Menschen in diesem Milieu umgeben sind, wird bereits im Titelbild deutlich.

Amazon-Rezension von Petra Schott, Sept. 05

Live im Alten Pfandhaus, Köln, 2008 – foto: rainer rosenow

Die Legende lebt!

Rocker, Wirt und Dichter: Rich Schwab

Rich ist wieder da! Wenn auch nur für einen Abend. Rich wer? Rich Schwab! Ein gestandenes Mannsbild, das über Jahrzehnte aus der Südstadt kaum wegzudenken war, aber nun schon seit ein paar Jahren weg ist und irgendwo in der niederrheinischen Provinz sein Dasein fristet. Muss man den kennen? Muss man. Okay, hier für die Immis und Spätgeborenen die lebende Legende in aller Kürze. 1949 in Köln geboren, gründete Rich Schwab seine erste Band mit 14 und zupfte später in unzähligen (Kölner) Formationen die Trottelharfe (wie der Bass in Musikerkreisen nun mal heißt) und brachte es dabei als Autodidakt zu angemessen verhaltener Virtuosität. In den 70er Jahren spielte Rich Schwab dann mit so ziemlich allen Typen zusammen, die sich in Köln auf den Spuren der Herren Jagger & Richards im Dunstkreis von Sex & Drugs & Rock´n Roll bewegten. Das heißt: Sex wird´s hie und da gegeben haben, Rock´n Roll sicher auch, aber Drugs in Form von lecker Kölsch auf jeden Fall in Massen. (Ähm, wie sinnfrei läse dieser Satz eigentlich, wenn man im Zuge der letzten Rechtschreibreform das Esszett komplett eliminiert hätte!) Egal, es muss eine wüste Zeit mit Exzessen aller Art gewesen sein, damals im Kölner Süden. Tausendsassa-DaDaist Ingo Kümmel (früh verstorben und inzwischen mit eigenem Platz an der Annostraße geehrt) und Rich Schwab (mit Schnauz und Wallehaar) immer mitten drin. Letzterer meist schweigend. Bassisten reden bekanntlich nur das Nötigste. Legendär ist aus jenen Zeiten die Anarcho-Rock-Combo „Schroeder Roadshow“ um Gerd Köster, Frank Hocker und eben Rich, die mit „Anarchy in Germoney“ so etwas wie ein Hit-Album landete, einen (für uns Ältere) „Rockpalast“-Auftritt hatte und mit Rio Reisers „Ton, Steine, Scherben“ auf Tour ging. Claudia Roth (Grün), damals „Scherben“-Managerin, wird sich womöglich dunkel erinnern. Exkurs: Mir persönlich ging diese Kölsch-Mucke Anfang der 80er, ehrlich gesagt, komplett am Allerwertesten vorbei. Im von mir behausten Belgischen Viertel trug man Schwarz, stand auf New Wave und Ska, pendelte nächtens zwischen Königswasser, Rose Club, Blue Shell und (für die Absacker) der (nicht ganz legalen) Eisbär-Bar. Als ich dann Mitte der 80er die Coolness und die schwarzen Anzüge über hatte und mich der Immobilenmarkt in die No-Go-Area Südstadt verschlagen hatte, brauchte ich eine Lokalität fürs ruhige Feierabend-Bierchen nach Mitternacht. Was sich durchaus schwierig gestaltete, da sich seinerzeit in so ziemlich allen Kneipen (vor allem am Wochenende) vergnügungssüchtige Bergheimer breit machten. Irgendwann landete ich irgendwann im Nullzwei. Ein gänzlich unspektakulärer Schuppen in der Karl-Korn-Straße, der aber die entscheidenden Meter von „Odeon“ und „Clodwig Eck“ entfernt lag, so dass er eine bergheimfreie Zone zu bieten hatte. Der Wirt, ein würdevoll bauchender Zeitloser mit Hosenträgern zur Blue Jeans, bei dem man auch im größten Chaos eine umfangreiche Bestellung durch das bloße Heben einer Augenbraue loswerden konnte und der postwendend die gewünschte Kaltgetränke auf die Theke stellte. Nach Jahren auf beiden Seiten der Tresen (u.a. im legendären „Out“ auf der Alteburger) hatte sich Rich Schwab zum Gastro-Unternehmer durchgerungen. Wenn der Patron nicht gerade am Zapfhahn stand, saß er auf einem Hocker in der Ecke und lauschte stoisch irgendwelchen (Beziehungs-)Dramen, die ihm irgendwelche alkoholisierten Gäste auf die Ohren gaben. Und Rich Schwab war dann in jenen Jahren auch an einem echt kölschen Kuriosum beteiligt. 1989 gab es Stunk innerhalb der „Stunksitzung“. Ein Teil der Gründungsmitglieder befand, dass die alternativ-karnevalistische Sause nun entschieden zu sehr im Schunkel-Mainstream angekommen war und probte den Aufstand.

Unter Mitwirkung von (heute) gestandenen Kabarettisten wie Wilfried Schmickler, Rosa K. Wirtz, Wolfgang Nitschke und Heiner Kämmer wurde da quasi in doppelter Negation im großen Saal des Stollwerck die „Prunksitzung“ mit der Präsidentin Gaby Köster ins Leben gerufen. Gastronom, Komponist und Kapellmeister der alternativ-alternativen Veranstaltung: Rich Schwab.

Nach ein, zwei (oder waren es gar drei?) Sessionen hatte sich auch diese Nummer überlebt. Weil die Fans auch in dieser unbedingt politisch korrekten Veranstaltung vom Schunkeln nicht lassen wollten oder warum auch immer.

Irgendwann hatte Rich offenbar genug gehört und schrieb 1992 seinen ersten Krimi „Nie wieder Apfelkorn“ um den melancholischen Kneipensteher und Hobbydetektiv Büb Klütsch und machte bald darauf seine Kneipe zu. Mit „Eine Alte Dame Ging Hering“ und „Perlen vor die Schweine“ ließ er dem Debüt zwei weitere Klütsch-Romane folgen. Ein vierter ist in Mache. „Dreiviertel fertig“, sagt Rich. Aber so ein Viertel kann sich ziehen. Und was ist mit Musik? Macht er auch noch, aber nur noch selten auf der Bühne. In Schwabs Worten: „Der Alte schreibt unverdrossen weiter Songs, die höchst selten jemand veröffentlicht, und Musik zu ungedrehten Filmen.“ Daneben lektoriert er Hörbücher von Kollegen und ist sich auch nicht zu schade, eine Fortsetzungsgeschichte für den Facebook-Auftritt der Stuttgarter Straßenbahn-Betriebe zu schreiben. Wie das nun mal so ist, wenn man es als freier Autor nicht mit Ratgebern wie „Sensibler ficken“ oder „Von der Kunst, ein Idiot zu sein“ in die Bestsellerlisten schafft. Dabei hat Rich Schwab auch ein lebenskluges Hilfe-Buch verfasst. Aber das heißt „Versacken“ und das Thema ist nun mal nicht hitverdächtig.Heute Abend steht (eher: sitzt) Rich Schwab im Theater der Keller mit Uta „Krazy“ Titz auf der Bühne und bringt „Wasser. Feuer. Lust. & Steine“ zu Gehör. Was man da erwarten darf, soll er selbst sagen: „WFL&S ist eine "Kurz"geschichte von ca. 40 Seiten, entstanden vor ein paar Jahren als Beitrag für einen ziemlich gut dotierten österreichischen Literaturwettbewerb. Das vorgegebene Thema war "Wasser. Feuer. Lust." Die Steine ergaben sich aus der Geschichte: der ewige Schwab-Protagonist Büb Klütsch sitzt in einer seiner Stammkneipen und lernt eine äußerst begehrenswerte junge Dame kennen. Mit der unterhält er sich etliche Biere lang (genauer gesagt: er versucht sie auf seine - ähem - zurückhaltende Art anzubaggern), während der Wirt seine x-te Version der ultimativen Stones-Mixkassette spielt und der Laden sich mit den üblichen Verdächtigen, Verkappten und Verrückten füllt. Immer wieder lappen die gerade laufenden Stones-Nummern und die Geschichte ineinander – an diesem Abend sind es an die zwanzig.Da bot es sich förmlich an, aus der Story einen literarisch-musikalischen Abend zu machen. In der ersten Version kamen die Songs zwischen den Kapiteln im Original von meinem iPod, in Version zwei sang und spielte sie mein alter Spannmann Volker Becker; aber da dessen Hauptarbeitgeber, De Familich, so exzessiv auftritt, musste irgendwann Ersatz her – das übernahm dann vor vier Jahren Uta "Krazy" Titz, gui & voc. Hat natürlich einen zusätzlichen Reiz, wenn diese Stones-Macho-Songs von einer Frau interpretiert werden (in teilweise recht eigenwilligen Versionen, natürlich). Selbstverständlich entwickelt sich und endet der Abend völlig anders, als unser Büb sich das vorgestellt hat.“ Rich Schwab und Uta „Krazy“ Titz, heute im Theater der Keller, 20 Uhr

Reinhard Lüke, 30.01.2012

Live im Alten Pfandhaus, Köln, 2008 – foto: meyer originals

Kölner Stadt-Anzeiger, 27.03.2015

Kölner EXPRESS, 24.10.2015

Ja, ja, der Boulevard … "Polit-Rock-Legende" …!

Der Opa schüttelt den Kopp.

Es ist ja anzunehmen, dass sich dieser schmeichelhafte (?) Ehrentitel auf meine Zeit bei der Schroeder Roadshow bezieht – einer Zeit, in der etliche linke Blätter fanden, wir seien gar nicht politisch genug, und falls doch, dann seien wir zu anarchisch. Während andere uns wiederum als Klamauk-Rock-Truppe bezeichneten – Humor und Politik passten bei denen natürlich in überhaupt keine Schublade.

Sei's drum – es wäre ja auch langweilig gewesen, im Express schon wieder als "Südstadt-Urgestein" zu stehen. Von "Noten-Guru" mal ganz abgesehen.

Live im Adler, Meidelstetten, 2005. foto: frank grieshaber

zurück zum start (nein, Sie ziehen leider keine 4.000 Mark ein) …

***** Rock’n’Roll vom Feinsten

Von Amazon Kunde am 5. Juni 2016


Wenn man von Joschka Fischer sagt, er sei der letzte Rock’n’Roller der deutschen Politik gewesen, dann müsste man ihm eigentlich raten, das neue Buch PAAF! von Rich Schwab zu lesen. Raten? Verpflichten müsste man ihn! Damit er eine Vorstellung davon bekommt, wie Rock’n’Roll gelebt wird. Außerdem kommt er selber drin vor, der Joschka Fischer, im Roman PAAF!, da die Story sich auch um das ANTI-WAA-FESTIVAL in Wackersdorf dreht, an dem Rich Schwabs Protagonisten als Musiker teilnehmen. Musiker? – Schluckspechte, Frauenversteher, Lebenskünstler, Tagediebe, und wandelnde Musikboxen. Rock’n’Roll vom Feinsten. Rich Schwabs vierter Roman – so gut wie seine drei davor.



***** Klasse!

Von sonja steiner am 25. Juni 2016


Sehr lesenswert, dieser 4. Büb Klütsch-Roman! Ich habe mich lange nicht so gut amüsiert. Bitte mehr davon, Herr Schwab!

***** Rock'n Roll Übervater und unverbrauchte Seele von Typ

Von hinkel sebastian am 23. Juni 2016


Ich bin zwar erst 39, kenne aber Rich Schwab lange schon als Autor, Rocker, Wirt und unaufgeregter Interpret aufregender Musik. Die Lektüre der ersten Klütsch-Romane war immer ein Highlight für mich–- selten hat man so was, dass einer die selbst nur in trüben aber starken Kindheitserinnerungen bewussten Zeiten, in diesem Falle die Anti-Atombewegung mit ihren tollen, bewundernswerten, aber eben auch schauderhaften Einflüssen auf die damalige deutschsprachige Musikszene soviel plastischer beschreibt, als es es eine dröge Doku, ein sensationsheischendes Guido-Knopp-Special oder eine verkitschte Degeto-Schmonzette mit peinlichen Stereotypen jemals vermögen würden. Rich Schwab war wirklich bei so vielen interessanten und teilweise bahnbrechenden Ereignissen dabei, dass ich es seit Jahren als Geschenk empfinde, wie diese Geschichten ohne bemühtes Namedropping oder "altersbedingte" Verklärung auskommen.

Nein, Rich Schwab hat sein Masterpiece noch nicht gepainted, einfach, weil er literarisch ständig besser wird, um mal zu untertreiben …

Purer Egoismus befeuert mich, ihm ein noch sehr langes Leben und mir noch viele seiner Romane, Lesungen und Auftritte aller Art zu wünschen!

Keep on trucking, Matey!

"Schwab hat mit witzig-ironischer Schreibe eine Roman-Punktlandung hingelegt, die man in einem Rutsch liest und sich dabei wie Bolle amüsiert." Horst Piegeler, Kölner Stadt-Anzeiger, 20.05.2016

"Wäre ich so vermessen gewesen, in meinem Künstlerleben so ein Buch zu schreiben, dann hätte ich es genauso schreiben wollen." Uli Hundt, Juni 2016